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Keine deutsche Hochschulstadt hat viel günstigen Wohnraum an Studenten zu vermieten. Allerdings ist der Wohnraummangel in Köln besonders kritisch – und entsprechend teuer. Du möchtest hier studieren? Dann zeigen wir dir, was dich erwartet und wie du dein Los erleichtern kannst.
Köln ist nach Einwohnern (1,08 Millionen Menschen) Deutschlands viertgrößte Stadt. Eigentlich sollte man annehmen, dass es dort mehr als genug Platz für Studis gäbe. Dem ist leider nicht so.
Das liegt an einigen Besonderheiten. Sie zusammen machen Köln in Sachen Studentenwohnungen zu einer ziemlich kritischen Mischung:
Doch damit nicht genug: Für ein WG-Zimmer werden in der Stadt mittlerweile um die 600 Euro verlangt. Dem gegenüber steht eine BAFÖGW-Wohnkostenpauschale in Höhe von nur 380 Euro, sofern man diesen vollen Betrag überhaupt bekommt – was nur die wenigsten Studierenden tun.
Dazu kommt: Alljährlich beginnen allein an der Uni Köln etwa 4.500 Erstis ein Studium. Hingegen hat das Kölner Studierendenwerk insgesamt nur knapp 4.700 Wohnheimplätze anzubieten.
Klar, auf der einen Seite sieht es in anderen großen Hochschulstädten nicht erheblich besser aus. Auf der anderen Seite steht Köln trotzdem ganz weit oben, was die Wohnungsproblematik anbelangt. Das heißt: allgemeiner Mangel und durchschnittliche Preise. Selbst in München ist die Situation (etwas) besser, vergleichbar sind noch Frankfurt, Hamburg und Berlin.
Das bedeutet für dich: Was den Westen der Republik anbelangt, ist der Großraum Köln in Sachen studentischer Wohnraum definitiv das schwierigste Pflaster. Daher zeigen wir dir jetzt, was das in der Praxis bedeutet und was du alles machen kannst.
Lebst du aktuell an einem Ort, von dem aus sich deine geplante Kölner Hochschule tagtäglich erreichen lässt und der deinen Geldbeutel nicht zu sehr strapaziert? Dann solltest du in Betracht ziehen, zumindest für die Zeit der Wohnungssuche dort zu bleiben und zu pendeln – egal, wie anstrengend das in der Praxis sein mag.
Denn es sieht folgendermaßen aus:
Dabei gilt das alles sogar nur dann, wenn du überhaupt eine Wohnung in der Gegend gefunden hast. Das kann buchstäblich brutal lang dauern. Als Beispiel: Schon nachdem das Wintersemester 2024/2025 begonnen hatte, meldete das Kölner Studierendenwerk immer noch etwa 1.500 Wohnungssuchende. In Bonn waren es sogar 2.200 Menschen, die bestenfalls ein temporäres Obdach hatten. Tatsächlich war die Situation damals so dramatisch, dass der AStA (erneut) Notschlafstellen einrichten musste.
Du siehst also: Wenn du einen bezahlbaren Wohnraum hast und Köln tagtäglich halbwegs gut erreichen kannst, solltest du echt überlegen, dort so lange zu bleiben, bis du etwas in der Nähe gefunden hast. Bis dahin können wir dir nur raten,
Das klingt alles sehr nüchtern und negativ. Allerdings entspricht es leider der Realität. Lies dir dazu durch, was der AStA der Uni Köln erst Ende 2024 in einem offenen Brief an die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschrieben hat:
„Wir, die Studierenden dieser Stadt, sind in akuter Not und Sie hören uns nicht zu. Seit mehreren Jahren versuchen wir bereits in Kontakt mit der Stadt zu treten, zumeist um eine Lösung für die vielen wohnungslosen Studierenden zu Beginn jedes Semesters zu finden, ohne Erfolg. Sei es die fehlende Zuständigkeit von Abteilungen Ihrer Verwaltung oder die schlicht fehlende Kenntnisnahme unserer Anfragen, bis heute stehen wir hier ohne jegliche Form der Unterstützung.“
Sowohl zu Beginn deines Studiums in Köln als auch über dessen Verlauf hinweg musst du mit langen Pendelzeiten, beengten Zimmern, unsicheren Mietverhältnissen, hohen Preisen und damit verbundenen Erschwernissen rechnen. Nicht alles mag dabei in voller Härte für dich zutreffen, aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vieles.
Stellt sich die Frage: Was kannst du machen, um dir dieses Los zu erleichtern? Dazu haben wir Tipps zusammengetragen. Frei nach dem Motto: „Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen!“
Weiterhin können wir dir nur raten, beim Thema Wohnungssuche eine nötigenfalls unkonventionelle Kreativität an den Tag zu legen: Zwischenmiete, Housesitting, Dauercampen, Haustierbetreuung gegen Unterkunft und Ähnliches sollten fest zu deinen Suchkriterien gehören.
Du bewirbst dich für einen Studentenjob? Dann solltest du dabei fragen, ob es möglicherweise eine Unterkunft gibt. Denn wer Arbeit zu vergeben hat, hat vielleicht ebenso Wohnraum zu vermieten – oder kennt andere, die es tun.
Wichtig: Vergiss nie, dass du nicht als Einziger in einer solchen Lage bist. Versuche daher, sofern es irgendwie geht, anderen in solchen Situationen zu helfen – und sei es nur mit deinen Erfahrungen, wenn du das erste Semester absolviert hast. Falls du eine gute Bleibe gefunden hast, solltest du deshalb noch am selben Tag all deine Suchanzeigen löschen, damit andere nachrücken können. Du solltest außerdem immer in engem Kontakt mit deinem zuständigen AStA und ähnlichen Stellen stehen. Niemand sonst hat so sehr den Finger am Puls der Zeit und wird sich ausschließlich für die Interesse seiner Studis einsetzen.
Tipp: Denke ebenfalls darüber nach, einer Studierendenverbindung beizutreten. Demokratisch aufgestellte Verbindungen bedeuten für dich Connections und Netzwerke und darüber vielleicht Lösungswege, von denen Außenstehende nicht einmal erfahren. Zudem besitzt praktisch jede Verbindung ein Versammlungshaus oder etwas Vergleichbares. Das ist zwar kein Schlafplatz, aber sicherlich ein Ort, den du anderweitig wohnungsähnlich benutzen kannst.
Die Erfahrung zeigt, dass man selbst in einem wohnungsmäßig so prekären Großraum wie Köln über Kurz oder Lang eine brauchbare Bleibe findet. Schließlich kommen nicht nur dauernd neue Studierende hinzu, sondern verlassen andere wieder die Stadt. Die Erfahrung zeigt jedoch ebenfalls: Das kann so lange dauern, dass darüber mindestens das erste Semester vergeht.
In solchen Fällen solltest du dich an die folgenden Dos und Don’ts halten. Sie helfen dir und verhindern, dass du sprichwörtlich vom Regen in die Traufe kommst.
Do: Sei auf der Hut vor Fake-Wohnungsannoncen und ähnlichen Angeboten. Die sind meistens tatsächlich zu gut, um wahr zu sein – und fast immer geht es nur darum, dir Geld aus der Tasche zu ziehen.
Don’t: Lass dich niemals auf entwürdigende oder anderweitige Deals ein, die bei näherer Betrachtung indiskutabel sind. Beispielsweise wurden bereits Fälle bekannt, in denen Unterkünfte gegen sexuelle Gefälligkeiten getauscht wurden oder die missbrauchten Personen dafür sogar nur auf Wartelisten weiter nach oben rutschen sollten.
Do: Sprich gezielt Senioren an und frage sie zum Thema Untermiete. Viele ältere Menschen in Köln leben in vergleichsweise großen Wohnungen, die sie jedoch oft nicht gänzlich nutzen. Mitunter ergibt sich eine Win-Win-Situation, bei der du beispielsweise bei täglichen Besorgungen hilfst. Bedenke dabei: Jeder Mieter hat nur unter bestimmten Bedingungen einen Anspruch darauf, untervermieten zu dürfen.
Don’t: Greife niemals zu illegalen Methoden, um dir Vorteile oder Ähnliches zu verschaffen. Du willst dein Studium schließlich nicht mit einem Eintrag im Strafregister beenden.
Do: Nutze Wochenenden und andere vorlesungsfreie Zeiten nach Möglichkeit aus, um dir wenigstens ab und zu den Luxus von Ruhe und Rückzugsraum zu gönnen. Leben deine Eltern in erreichbarer Nähe und gibt es dort noch ein Zimmer für dich? Dann könnte das für dich ein idealer Urlaubsort sein, um Kraft zu tanken.
Don’t: Brich niemandes Herz, bloß um die Chance zu erhalten, mit ihm oder ihr zusammenzuziehen. Wenn echte Liebe (oder Freundschaft) im Spiel ist, ist das natürlich völlig okay. Falls nicht, dann sei jedoch bitte ehrlich.
Do: Überlege, falls die Situation untragbar wird oder du einfach trotz aller Anstrengungen keine Lösung findest, ergebnisoffen, ob du in einer anderen Gegend (weiter-)studieren solltest – oder ob alternativ ein Fernstudium eine Option ist. Deutschlands mit Abstand bestbesuchte Hochschule ist die Fernuniversität in Hagen. Mit knapp 71.000 Studierenden zum Wintersemester 2023/2024 bringt sie es fast auf ähnlich viele Menschen wie in Köln studieren.
Don’t: Aktuell (Anfang 2025) gibt es nach unseren Recherchen in Köln – ungleich zu früheren Jahren – keine klassischen besetzten Häuser. Aufgrund der Illegalität sowie der zahllosen Probleme, die sowas nach sich ziehen kann und vermutlich wird, raten wir dir jedoch eindringlich dazu, keinesfalls selbst zum Hausbesetzer zu werden, selbst wenn es in der Stadt, wie weiter oben angemerkt, in der Tat eine Menge leerstehenden Wohnraum gibt. Damit wollen wir keine Diskussion über die Fairness leerstehender Wohnungen bei gleichzeitigem Wohnraummangel entfachen, sondern dich schlicht vor mitunter negativen persönlichen Folgen bewahren.
Do: Hast du Gleichgesinnte, denen es ähnlich geht? Dann solltet ihr zusammen vielleicht nach einer großen Wohnung suchen und einfach eure eigene WG gründen.
Köln ist für Studierende einer der momentan problematischsten Standorte im ganzen Bundesgebiet. Viele Hochschulen, viele Studierende, viele Bewohner und sonstige Zuzügler treffen hier auf einen Wohnungsbau und -markt, bei dem einiges im Argen liegt – vor allem im unteren Preissegment.
Ob die Sache sich in Zukunft bessert, ist weitgehend offen. Zum jetzigen Zeitpunkt kannst du kaum mehr tun, als dich mit den teils unschönen Gegebenheiten zwischen viel Sucherei, manchen Enttäuschungen, hohen Mieten und mitunter extremen Pendeldistanzen zu arrangieren, so gut es geht.
Eine positive Botschaft gibt es dabei jedoch: Bislang fand praktisch jeder kölsche Studie früher oder später eine Bleibe – zumal jedes Studium ein Enddatum hat. Es ist also nichts, mit dem du dich für alle Ewigkeit herumplagen musst.