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Partizip Perfekt Passiv (PPP)

Im Grunde kennen wir das PPP (Partizip Perfekt Passiv) schon. Wir haben darüber nämlich schon einmal gesprochen, als wir das Indikativ Perfekt Passiv kennen gelernt haben. Dort wurde die dritte Stammform eingeführt, das sogenannte Partizip.

Die Bildung des Partizips ist schon bekannt. Das ist die halbe Miete für das PPP. Wer sich die Bildung des Partizips noch mal anschauen möchte, sollte noch einmal das Arbeitspaket zum Indikativ Perfekt Passiv im zweiten Kapitel zu Verben wiederholen.

Neu ist jetzt im PPP, dass das Partizip in Verbindung mit einem Substantiv eine satzwertige Konstruktion bilden kann. Das bedeutet, dass ein Nomen und ein Partizip zusammen einen ganzen Nebensatz bilden können.

Man nennet das dann PC (Participium coniunctum – das (mit einem Nomen verbundene) Partizip).

Wir schauen uns das im Video genauer an.

I) PPP: wörtliche, attributive Übersetzung und Übersetzung im Relativsatz

Dann fassen wir mal zusammen:

Das PC als PPP wird gebildet aus einem Substantiv und einem Partizp Perfekt (3. Grundform), mit dem es in KNG-Kongruenz steht. Wem KNG Kongruenz nichts mehr sagt, dem sei das Video I bei den Adjektiven ans Herz gelegt.

Es gibt zunächst Möglichkeiten, das PPP zu übersetzen. Die einzelnen Wörter aus dem Beispielsatz des Videos werden aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht nochmal übersetzt. Wir wiederholen das Beispiel aus dem Video.

Hostes acri proelio victi fugerunt

fugerunt“ ist das Prädikat (Perfekt Aktiv) und heißt: „sie sind geflohen“

  1. wörtliche Übersetzung: Das Partizip victi kommt von vincere und heißt besiegen. Auf Deutsch ist das Partizip von besiegen „besiegt“.
  • „Die Feinde, in einer heftigen Schlacht besiegt, sind geflohen.“
  1. attributiv (das Partizip als Begleiter seines Bezugsworts) (elegant, aber nicht immer leicht hinzubekommen)
  • „Die in einer heftigen Schlacht besiegten Feinde flohen.“
  1. Übersetzung im Relativsatz (klappt oft am besten)
  • „Die Feinde, die in einer heftigen Schlacht besiegt worden waren, sind geflohen.“

Steht das PPP im Ablativ, handelt es sich um einen Sonderfall. Den sogenannten Ablativus absolutus schauen wir uns in einem späteren Video dieses Arbeitspaketes an. Vorher müssen wir uns jedoch noch eine vierte Möglichkeit der Übersetzung anschauen.

I) PPP: adverbiale Übersetzung

Eine vierte Möglichkeit der Übersetzung des PPP gelingt mit Hilfe einer adverbialen Konstruktion. Dabei handelt es sich um einen Nebensatz, der mit einer entsprechenden Subjunktion eingeleitet wird, z.B. „weil“ (kausaler Nebensatz), „obwohl“ (konzessiver Nebensatz) oder „nachdem“ (temporaler Nebensatz). Die Herausforderung bei dieser Form der Übersetzung ist, dass durch die Wahl der Subjunktion eine Interpretation des Satzes vorgenommen werden muss. Dies wird am Beispiel des Satzes oben deutlich:

Hostes acri proelio victi fugerunt“

  1. kausal: Die Feinde, weil sie in einer heftigen Schlacht besiegt worden waren, sind geflohen.
  2. temporal: Die Feinde, nachdem sie besiegt worden waren, sind geflohen.

Mögliche adverbiale Nebensätze bei der Übersetzung des PPP mit einer entsprechenden Subjunktion findest du in der folgenden Tabelle:

Art des adverbialen Nebensatzes
Fragewort
Mögliche Subjunktion

final
Wozu?
Um zu, damit

Instrumental
Womit?
indem

kausal
Warum?
weil

Konditional
Unter welchen Bedingungen?
Wenn

Konsekutiv
Mit welcher Folge?
Sodass, ohne dass

Konzessiv
Trotz welcher Gründe?
Obwohl

Temporal
Wann?
Nachdem

Modal
Auf welche Weise?
Indem, durch

Die Verwendung eines adverbialen Nebensatzes kann der Übersetzung verschiedene Bedeutungen geben. Der adverbiale Nebensatz kann zu einer sehr eleganten Übersetzung führen. Es wird jedoch empfohlen, ihn nur bei einer klar erkennbaren Bedeutung des lateinisches Originals zu verwenden. Nachfolgend üben wir die Übersetzung des PPP anhand einiger Übungssätze.

Übungsaufgaben

Wir üben anhand einiger Beispielsätze die Übersetzung des PPP. Bei der Übersetzung kann zwischen verschiedenen Möglichkeiten gewählt werden, wie wir gesehen haben:

  • wörtlich
  • als Relativsatz
  • attributiv
  • adverbial

Ganz genau ist die attributive Übersetzung eine bestimmte Form der wörtlichen Übersetzung. Schauen wir uns dazu den Beispiel aus dem vorherigen Video noch einmal an:

Hostes acri proelio victi fugerunt

  • wörtlich: „Die Feinde, in einer heftigen Schlacht besiegt, sind geflohen.“
  • attributiv: „Die in einer heftigen Schlacht besiegten Feinde flohen.“

Der Unterschied besteht darin, dass die attributive Übersetzung dem Bezugswort (hier also den „Feinden“) als Attribut (von „attribuere“ : zuordnen) angehängt wird, während die wörtliche Übersetzung einen Nebensatz ohne Subjunktion bildet. Im Deutschen ist die Übersetzung kaum zu unterscheiden. Da die wörtliche Übersetzung oftmals nicht gut klingt, beschränken wir uns in der Lösung der folgenden Sätze auf die attributive Übersetzung. Wir geben für jeden Satz mit jeder möglichen Form einen Übersetzungsvorschlag, sodass die Übersetzungsmöglichkeiten geübt werden können. In einigen Fällen ist eine freie Übersetzung notwendig. Letztlich ist es Entscheidung des Übersetzters, für welche Form er sich entscheidet.

1. Wörtliche Übersetzung

  1. Nuntius Graecus Roma missus senatum intravit.
  2. Milites Varri a Germanibus insidia addecti et oppugnati omnes morti sunt.
  3. Vercingetorix hostibus Caesaris paene victis pugnavit et mortuus est.
  4. Barbari a Romanis victi ab iis parsi et imperati sunt.
  5. Troia frequenter a hostibus deleta a hominibus suis renovata est.
  6. Caesar a senatoribus missus Bellum Gallicum incepit.
  7. Limes Hadriani in provincia Britanica a Romanis aedificatus interitum imperi Romanorum tardare non potuit.
  8. Caesar Gallis victis exercitum in castra duxit.
  9. Signo non dato Graeci Persae petiverunt.
  10. Titus ab amico invitatus in Roma ivit.

2. Übersetzung als Relativsatz

  1. Nuntius Graecus Roma missus senatum intravit.
  2. Milites Varri a Germanibus insidia addecti et oppugnati omnes morti sunt.
  3. Vercingetorix hostibus Caesaris paene victis pugnavit et mortuus est.
  4. Barbari a Romanis victi ab iis parsi et imperati sunt.
  5. Troia frequenter a hostibus deleta a hominibus suis renovata est.
  6. Caesar a senatoribus missus Bellum Gallicum incepit.
  7. Limes Hadriani in provincia Britanica a Romanis aedificatus interitum imperi Romanorum tardare non potuit.
  8. Caesar Gallis victis exercitum in castra duxit.
  9. Signo non dato Graeci Persae petiverunt.
  10. Titus ab amico invitatus in Romam ivit.

3. Adverbiale Übersetzung

  1. Nuntius Graecus Roma missus senatum intravit.
  2. Milites Varri a Germanibus insidia addecti et oppugnati omnes morti sunt.
  3. Vercingetorix hostibus Caesaris paene victis pugnavit et mortuus est.
  4. Barbari a Romanis victi ab iis parsi et imperati sunt.
  5. Troia frequenter a hostibus deleta a hominibus suis renovata est.
  6. Caesar a senatoribus missus Bellum Gallicum incepit.
  7. Limes Hadriani in provincia Britanica a Romanis aedificatus interitum imperi Romanorum tardare non potuit.
  8. Caesar Gallis victis exercitum in castra duxit.
  9. Signo non dato Graeci Persae petiverunt.
  10. Titus ab amico invitatus in Romam ivit.

Lösungen

Zu 1. Wörtliche Übersetzung

  1. Der nach Rom gesendete Bote der Griechen betrat den Senat.
  2. Die Soldaten des Varrus, von den Germanen in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen, starben alle.
  3. Vercingetorix kämpfte mit den mit den fast besiegten Feinden Caesars und starb.
  4. Die Barbaren, von den Römern besiegt, wurden von diesen geschont und beherrscht.
  5. Troja, von Feinden oft zerstört, wurde von seinen Menschen wieder aufgebaut.
  6. Caesar, von den Senatoren geschickt, begann den gallischen Krieg.
  7. Der Wall des Hadrian, von den Römern in der Provinz Britannien errichtet, konnte den Untergang des römischen Reichs nicht verzögern.
  8. Cäsar führte das Heer mit den besiegten Galliern in das Lager.
  9. Mit dem nicht gegeben gewesenen Zeichen griffen die Griechen die Perser an.
  10. Titus ging, von einem Freund eingeladen, nach Rom.

Zu 2. Übersetzung als Relativsatz

  1. Der griechische Bote, der nach Rom geschickt worden war, betrat den Tempel.
  2. Die Soldaten des Varrus, die von den Germanen in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen worden waren, starben alle.
  3. Vercingetorix kämpfte mit den Feinden Caesars, die fast besiegt worden waren und starb.
  4. Die Barbaren, die von den Römern besiegt worden waren, wurden von diesen geschont und beherrscht.
  5. Troja, das von Feinden oft zerstört worden war, wurde von seinen Menschen wieder aufgebaut.
  6. Caesar, der von den Senatoren geschickt worden war, begann den gallischen Krieg.
  7. Der Wall des Hadrian, der von den Römern in der Provinz Britannien errichtet worden war, konnte den Untergang des römischen Reichs nicht verzögern.
  8. Cäsar führte das Heer mit den Galliern, die besiegt worden waren, in das Lager.
  9. Mit dem Zeichen, das nicht gegeben worden war, griffen die Griechen die Perser an.
  10. Titus, der von einem Freund eingeladen worden war, ging nach Rom.

Zu 3. Adverbiale Übersetzung

  1. Der griechische Bote, nachdem er nach Rom geschickt worden war, betrat den Tempel.
  2. Die Soldaten des Varrus, da sie von den Germanen in einen Hinterhalt gelockt und angegriffen worden waren, starben alle.
  3. Vercingetorix kämpfte mit den Feinden Caesars, obwohl sie fast besiegt worden waren, und starb.
  4. Die Barbaren, nachdem sie von den Römern besiegt worden waren, wurden von diesen geschont und beherrscht.
  5. Troja, obwohl es von Feinden oft zerstört worden war, wurde von seinen Menschen wieder aufgebaut.
  6. Caesar, weil er von den Senatoren geschickt worden war, begann den gallischen Krieg.
  7. Der Wall des Hadrian, nachdem er von den Römern in der Provinz Britannien errichtet worden war, konnte den Untergang des römischen Reichs nicht verzögern.
  8. Cäsar führte das Heer mit den Galliern, nachdem sie besiegt worden waren, in das Lager.
  9. Die Griechen griffen die Perser an, obwohl das Zeichen nicht gegeben worden war, .
  10. Titus, weil er von einem Freund eingeladen worden war, ging nach Rom.