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Barock

Der Barock galt als schwierige Zeit für den gewöhnlichen Bürger. Rückblickend wird der Barock als die Epoche der Gegensätze betitelt. Der Adel lebte in prachtvollem Prunk während das normale Volk ums überleben kämpfte. Der Dreißigjährige Krieg forderte Millionen von Opfer. Viele verloren ihr Leben durch die Pest, was dazu führte, dass sich die Menschen vermehrt mit dem Thema Tod und Endlichkeit beschäftigt haben. Auf der anderen Seite gelang der Adel und die hohen Geistlichen zu immer mehr Macht. Sie führten ein verschwenderisches Leben in berauschendem Luxus. So war es unter Adligen angesehen prachtvolle Schlösser zu bauen, ganz nach dem Vorbild König Ludwig XIV. Aber auch die Kirche wollte ihre Macht demonstrieren, wodurch riesige Kathedralen entstanden sind. Der Glaube allgemein war eines der zentralen Thema des Barock.

Durch das Nachdenken über den Tod und die Endlichkeit des Daseins fing die Bevölkerung an Religion und Machtverhältnisse zu hinterfragen. Unterstützt wurde das Umdenken durch die Wissenschaft, die sich im Barock schnell weiterentwickelte. Auch die Literatur und die Kunst nahmen die Veränderung des Bewusstsein auf und passte sich dem Barock an. Wie genau der Einfluss auf die Literatur im Barock ausgesehen hat, könnt ihr im folgenden Artikel lesen

Wortherkunft barock:

  • Zeitraum: ca. 1575-1770
  • unklar, mehrere Möglichkeiten
  • it. „barocco“ = skurriler Einfall; Wucher
  • franz. „baroquer“ = Krümmung, Aufbrechen von Umrissen (Malerei); bizarr
  • port. „barucca“ = unregelmäßige Perle
  • Giacomo Barozzi (Architekt), Federigo Barocci (Maler)
    Historische Ereignisse im Barock:

  • 30-jähriger Krieg (1618-1648) als traumatisches Erlebnis für viele Autoren. Besonders schwer lag das 1631 stattgefundene Massaker in Magdeburg, dort verloren über 20.000 Menschen ihr Leben. Magdeburg galt mit seinen hohen Mauern und umfangreicher Befestigung als einer der sichersten Orte zu der damaligen Zeit, doch mit dem gezielten Einsatz von Geschütztürmen und Brandbomben, wurde die Stadt abgesehen vom Dom bis auf den Erdboden gleichgemacht. Man schätzt heutzutage, dass insgesamt ein Drittel der deutschen Bevölkerung innerhalb des dreißigjährigen Krieges ihr Leben gelassen hat.
  • Der Westfälische Frieden ab 1648 ermöglicht ein System der Duldung und Toleranz verschiedener Konfessionen. Erfindungen wie das Teleskop, Mikroskop, Luftpumpe und Entdeckungen wie den des Blutkreislaufs prägen die nachfolgenden Zeiten. Erste Globalisierungsansätze durch den aufblühenden internationalen Schiffhandel entstehen ebenfalls.
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Auswahl wichtiger Vertreter und ihrer bedeutendsten Werke

Martin Opitz:
Buch von der deutschen Poeterey (1624), Echo oder Widerschall (1624)

Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau:
Hundert Grab-Schrifften (1662), Der Getreue Schäfer (1678)

Andreas Gryphius:
Catharina von Georgien (1657), Epigramma Liber I, Leiden (1643)

Christian Weise:
Die drei ergsten Ertznarren Jn der gantzen Welt (1672)

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen:
Der abenteuerliche Simplicissimus (1668/1669)

Den Stein ins Rollen brachte damals Martin Opitz 1624 mit seinem Werk Buch von der deutschen Poeterey. Was heute als nahezu selbstverständlich betrachtet wird, also deutschsprachige Gedichte, Sprüche oder Lieder, gab es damals nur sehr selten oder wurden nicht als hohe Kunst erachtet. Die Gelehrtensprache war Latein. Nahezu jede europäische Bildungsstätte vermittelte ihre Inhalte in dieser Sprache. Erst mit der Renaissance trat das Italienische als poetische Sprache hervor. Wenig später folgten die englische und französische Sprache.

Opitz verfolgte das Ziel, die deutsche Sprache poesie und literaturfähig zu machen. Er diskutierte die Möglichkeiten, inwieweit man einen ähnlich hohen stilistischen Anspruch erfüllen kann wie das Vorbild der antiken Dichtung und der Nachbarländer. Er erschuf dabei viele Regeln und Maßstäbe für alle Gattungen. Die Lyrik und insbesondere das Versmaß wurden dabei mit Regeln auf das Deutsche übertragen, die zu gewissen Teilen auch heute noch angewendet werden. Längen und Kürzen werden im deutschen zu betonten und unbetonten Silben.

Opitz war es wichtig, die deutsche Poesie frei von Fremdwörtern zu gestalten. Ein guter Dichter solle sich eher ein deutsches Äquivalent zu einem fremdsprachlichen Wort erschaffen, oder Umschreibungen benutzen, statt einen Text mit unverständlichen Begriffen zu verfassen. Darüber hinaus legte er das Hochdeutsche als einheitliches Stilideal fest. Andere Dialekte wurden außen vorgelassen.

Des Weiteren erfreute sich das Emblem immer größerer Beliebtheit. Die Dreiteilung in ein Hauptmotto (inscriptio), ein Bild (pictura) und einer Unterschrift (subscriptio) vermittelten anschaulich moralische und religiöse Werte, und bestachen vor allem durch eine leicht erfassbare Prägnanz und eine großer Alltagsnähe.

Nicht zu vergessen sei hier die Tatsache, dass die Gesellschaft im Barock durch die Nähe zum Mittelalter nach wie vor eine ständische Gesellschaft gewesen ist.

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Wie auch zuvor wurde die Gesellschaft in drei Gruppen unterteilt:

  • Adel
  • Bürger (Händler, Gelehrte, Handwerker etc.)
  • Bauern

Das Ständesystem spielt für die barocke Literatur dahingehend eine Rolle, dass sie als ausschlaggebend für die zu wählende Literaturform (Tragödie, Schäferspiel, Komödie) und Rhetorik (hoher, mittlerer, niedriger Stil) erachtet wurde. Stark im Kontrast dazu steht die Zeit nach dem Krieg. 1648 ermöglichte der Westfälische Friede, eine Gesamtheit aus den in Münster und Osnabrück beschlossenen Friedensverträgen. Die konfessionellen Grenzen wurden hier bestimmt und die Ämter nach Proporz gesetzt. War in einem Ort die Mehrheit der Bevölkerung katholisch, durfte in dieses Amt nur eine katholische Person gehoben werden. Dazu wurde dem damaligen Kaiser Ferdinand III. sämtliche Hoheitsrechte und Gebiete entzogen. Vieles ging an Frankreich und Schweden, während die Schweiz und die Niederlande die Selbstständigkeit er hielten.

Der politische Neustart verursachte eine Welle positiver Entwicklungen. Der Blutkreislauf wurde entdeckt, Teleskop und Mikroskop wurden ebenso wie das Thermometer oder die Rechenmaschine erfunden. Diese Durchbrüche führten zu Bildungsreformen und neuen Denkweisen in allen Disziplinen. In der heutigen Forschung wird diese Zeit als eine erste „wissenschaftliche Revolution“ bezeichnet.