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Der Steppenwolf (Hermann Hesse) – Zusammenfassung

Der Steppenwolf von Hermann Hesse erschien im Jahr 1927 und handelt von dem heute noch immer aktuellen Thema der Krise des modernen Menschen.

Harry Haller, der Hauptcharakter des Romans, ist ein innerlich zerrissener Mensch. Für die Suche nach Vollkommenheit und Glück hat er sich in ein tristes Leben zurückgezogen. Seine Lebensgeschichte wird uns durch den Neffen seiner ehemaligen Vermieterin erzählt. Er findet und veröffentlicht Harry Hallers Tagebuchaufzeichnungen, nachdem dieser ohne ersichtlichen Grund aus der Stadt verschwunden ist.

Um dein Verständnis für die Lektüre „Der Steppenwolf“ zu stärken, findest du auf dieser Seite eine ausführliche Inhaltsangabe, eine Übersicht der wichtigsten Charaktere, eine Kurzbiographie Hermann Hesses und eine zeitgeschichtliche Einordnung der Lektüre.

Themen auf dieser Seite

Inhaltsangabe Der Steppenwolf


 

Hesses Roman thematisiert die Lebensprobleme eines gesellschaftlichen Außenseiters. Harry Haller, die Hauptfigur des Romans, ist ein intellektueller Künstler und Autor, der eines Tages in einer Kleinstadt auftaucht, wo er auf den Neffen seiner Vermieterin einen nachhaltigen Eindruck macht. Dieser findet später die Tagebuchaufzeichnungen Hallers und fungiert als deren Herausgeber. Den Aufzeichnungen Hallers stellt er in einem Vorwort eigene Eindrücke voran, in denen er die Grundproblematik des „Steppenwolfs“, so bezeichnet er den inzwischen abgereisten Denker, beschreibt.

Haller wird als ein innerlich zerrissener Mensch dargestellt, den eine Sehnsucht nach Ganzheitlichkeit und Glück quält. Dabei hat er die Erfahrung gemacht, dass ihm der Anspruch auf persönliches Glück in dieser Gesellschaft verwehrt bleibt. Schuld daran sei, so die Analyse des Steppenwolfs, die Verlogenheit des Bürgertums. Dieses unterzieht er einer starken Kritik. Statt alle Züge und Qualitäten des Lebens zu genießen, begnüge sich das Bürgertum mit Mittelmäßigkeit. Haller aber möchte ein Leben, in dem Werte wie Sauberkeit, Ordnung, Maß und Disziplin hochgehalten werden, nicht leben. Zwar garantiere dieses Leben ein beruhigendes Maß an Sicherheit, doch ist für ihn der Preis für das bürgerliche Dasein zu hoch, da ebenfalls zum Leben gehörende Dinge wie Tanz, Sexualität oder Rausch gemieden würden. Zwar fühlt er eine Sehnsucht nach der Einfachheit des Bürgertums, doch besteht für ihn kein Zweifel daran, dass er innerhalb dieser Gesellschaft nicht glücklich werden kann. Dennoch findet der Steppenwolf auch im gesellschaftlichen Abseits nicht zu sich selbst.

In dieser Situation wird ihm ein Traktat in die Hände gespielt, das seine Probleme dargestellt und analysiert. Der Verfasser des Traktats übt Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit. Die Kultur und Zivilisation sind für ihn im Zerfall begriffen, die Schnelllebigkeit der Zeit überfordert den orientierungslosen Menschen. Das Traktat verallgemeinert Hallers Lebensproblem und macht deutlich, dass die Leidensgeschichte Hallers kein Einzelfall ist und als Folge der Krise seiner Zeit aufgefasst werden kann. Dabei wird der den Roman bisher strukturierende Dualismus durch Mensch und Wolf beschrieben: von Geist und Kultur auf der einen und dem Triebhaften, Wilden und Chaotischen auf der anderen Seite. Der geschilderte Konflikt sei nur durch die Einsicht zu lösen, dass es die von Haller angestrebte „eine Seele“ nicht gebe. Vielmehr bestehe der Mensch aus tausenden Wesen, deren Vielfältigkeit es zu akzeptieren gelte.

Den größten Teil des Romans nehmen die Aufzeichnungen Hallers ein. Der auch nach der Lektüre des Traktats noch verzweifelte Intellektuelle trifft eines Nachts auf eine geheimnisvolle junge Kurtisane namens Hermine. Diese erweist sich in den Gesprächen mit Haller als verständnisvolle Gleichgesinnte sowie als Kritikerin. Sie teilt seine Kritik an der Oberflächlichkeit der bürgerlichen Gesellschaft, nicht aber seine resignierende Reaktion.

Hermine stellt Harry zwei Freunde vor: Pablo und Maria. Der Jazzmusiker Pablo bringt Harry mit dem reinen Genuss von Musik in Berührung. Unterhaltsame Vergnügungen und den Konsum von Drogen hält er für ebenso wertvoll, wie die Lektüre eines anspruchsvollen Buches. Die Prostituierte Maria wird die Geliebte Harrys und schenkt diesem beglückende sexuelle Erfahrungen. Am Ende des Romans, auf dem Maskenball und im Magischen Theater, durchläuft Haller einen letzten, sein Bewusstsein reinigenden inneren Prozess.

In mehreren Visionen durchlebt er eine Welt, wie sie sein sollte. Gleichwohl zerstört er in einem Wutanfall einen Repräsentanten dieser Welt: Er tötet in der letzten Vision Hermine. Das Ende des Romans scheint eher offen. Der „Unsterbliche“ Pablo wird Haller auf seinem Weg in ein neues, glücklicheres Leben begleiten. Haller scheint seine Lektion gelernt zu haben: Auf die Krisenhaftigkeit des menschlichen Lebens sollte man nicht zerstörerisch reagieren, sondern mit Humor und Gelassenheit seine eigene Begrenztheit akzeptieren sowie die Schönheiten des Lebens in ihrer Vielfältigkeit genießen.

(Auszug des 2. Kapitels aus EinFach Deutsch… verstehen: Hermann Hesse: Der Steppenwolf, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Übersicht wichtiger Charaktere

Harry Haller

  • Hauptfigur des Romans der Steppenwolf
  • etwa 50 Jahre alter gelehrter Publizist
  • stammt aus bürgerlichem Elternhaus
  • innerlich zerrissen
  • sehnt sich nach Einfachheit und einem anständigen Leben
  • Zwang zur Analyse und dem ständigen Durchdenken von Problemen
  • wird durch Traktat und Nebenfiguren zu einem neuen Menschen geformt
  • Hesse übt durch Haller Kritik an Kultur und Gesellschaft

Hermine

  • Nebenfigur im Roman
  • ist eine menschenfreundliche und warmherzige Kurtisane
  • ihr Leben besteht aus Körperlichkeit, sinnlichem Vergnügen, Tanz und Sexualität
  • ist Harry Hallers Spiegelbild mit der primären Aufgabe, Haller das Lachen beizubringen

(stark gekürzter Auszug des Kapitels „Der Blick auf die Figuren: Die Personencharakterisierung“ aus EinFach Deutsch… verstehen: Hermann Hesse: Der Steppenwolf, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Personenkonstellation

Personenkonstellation

(Auszug des 3. Kapitels aus EinFach Deutsch… verstehen: Hermann Hesse: Der Steppenwolf, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Zeitgeschichtliche Einordnung

Der Roman „Der Steppenwolf“ erschien in einer für Deutschland schwierigen Nachkriegszeit. Der Erste Weltkrieg war verloren, das Kaiserreich abgeschafft und die Weimarer Republik bekam wenig Rückhalt aus der eigenen Bevölkerung.

Der Wechsel vom Kaiserreich zu einem demokratisch geführten Deutschen Reich führte dazu, dass viele politische Gruppen um die Macht kämpften. Den Parteien wurde zum Vorwurf gemacht, dass es ihnen nicht um Deutschland als Ganzes, sondern nur um ihre eigene Klientel gehe. Durch diese Machtkämpfe kam es zu häufigen Regierungswechseln, die dem Volk ein Gefühl von Instabilität vermittelten. Die daraus resultierende Demokratiefeindlichkeit findet sich auch im Steppenwolf wieder. So heißt es im Traktat: „Ein Mensch, der fähig ist, Buddha zu begreifen, ein Mensch, der eine Ahnung hat von den Himmeln und Abgründen des Menschentums, sollte nicht in einer Welt leben, in welcher common sense, Demokratie und bürgerliche Bildung herrschen.“(S. 83, „Der Roman im Umkreis der politischen, gesellschaftlichen und sozialen Situation“, EinFach Deutsch… verstehen: Hermann Hesse: Der Steppenwolf, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Die Kritik Hesses an der Demokratie als schwache Form der Entscheidungsfindung sollte aus der damaligen Situation verstanden werden. Mit Blick auf die historischen Folgen sollte jedoch aus heutiger Sicht die Fragwürdigkeit seiner Kritik nicht verharmlost werden.

Neben einer kurzen Hochphase in den 20-er Jahren (die goldenen 20er) geriet das soziale Gefüge in Deutschland ins Wanken. Die Industrialisierung forderte ihren Tribut und so begannen sich verschiedene Schichten aus der Bevölkerung hervorzuheben. Das Proletariat, die Arbeiterschicht, wuchs stark an. Dies hatte zur Folge, dass die soziale Ordnung des 19. Jahrhunderts endgültig beendet war. Unsicherheit und Orientierungslosigkeit machten sich unter der Bevölkerung breit. Diese Unsicherheit findet sich auch in der Person Harry Hallers wieder. Sein anfangs zwanghaftes Suchen nach Sinn, Glück und Ordnung steht sinnbildlich für die Probleme der Bevölkerung in den 20er-Jahren.

(gekürzter Auszug des Kapitels „Hermann Hesse – eine Kurzbiographie“ aus EinFach Deutsch… verstehen: Hermann Hesse: Der Steppenwolf, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

Hermann Hesse Kurzbiographie

    • Geburtsdatum: 2. Juli 1877
    • war während seiner Lebenszeit ein „Dichter der Krise“
    • Individuum steht in Hessens Werken im Vordergrund (teils auch als Alter Ego Hesses)
    • häufige Themen: Suche nach Glück, Sinn des Lebens finden, Umgang mit inhumaner Gesellschaft
    • Hesse wurde geprägt durch: Problematisches Verhältnis zum Vater, Erziehung pietistischer Frömmigkeit, Flucht aus der Klosterschule, Ausbildung zum Buchhändler
    • bekannte Werke: „Demian“, „Siddharta“, „Der Steppenwolf“, „Narziss und Goldmund“
  • (stark gekürzter Auszug des Kapitels „Hermann Hesse – eine Kurzbiographie“ aus EinFach Deutsch… verstehen: Hermann Hesse: Der Steppenwolf, erschienen im Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH)

    Hinweise zum Artikel

    Dieser Artikel ist eine deutlich gekürzte Fassung. Eine umfangreiche und weitaus detailliertere Analyse zum Roman Der Steppenwolf von Hermann Hesse findet ihr hier. In der Lektürenhilfe findet ihr weitere Hintergründe zu allen Kapitel, Eigenschaften von Charakteren und viel nützliches Wissen über Faust!

    Veröffentlich am 03.04.2019, zuletzt aktualisiert: 30.01.2020 von StudyHelp