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Realismus

Der Realismus begann, als die Märzrevolution 1848 scheiterte. Der normale Bürger hatte sich durch die Revolution mehr Mitspracherecht erhofft – doch das Gegenteil trat ein. Die Industrialisierung schritt voran und viele Arbeiter wurden durch die Einführung von Maschinen arbeitslos. Dies hatte zur Folge, dass weniger Arbeiter auf den Feldern oder Höfen benötigt wurden. Diese flüchteten mit großer Hoffnung in die Stadt, wo sie als Fabrikarbeiter Arbeit suchten. Schnell waren die Städte überfüllt und Arbeitslosigkeit gehörte zum Alltag. Hinzu kam, dass die Wissenschaft sich schnell weiterentwickelte. Die Folge: die gesamte Gesellschaft durchlebte einen Umbruch.

Dies ging nicht spurlos an den Autoren und Künstlern dieser Zeit vorbei. Wie der Name der Epoche schon vermuten lässt wurde die Literatur „realistischer“. Epische Texte, in denen Objektiv und mit Distanz zum Geschriebenen Autoren versuchten reale Geschichten zu kreieren, wurden populärer. Welchen weiteren Einfluss der Realismus auf die Literatur hatte, kannst du detailliert in folgendem Artikel nachlesen.

Zeitraum: ca. 1848-1890

Historische Ereignisse:

  • Industrialisierung: Maschinen übernehmen nun einfache Arbeiten, Arbeitslosigkeit steigt auf der einen Seite, auf der anderen wendet sich das
    Blatt zum Ende des Jahrhunderts und auch Arbeiter können die Gewinne
    genießen. Daraus resultiert ein erhöhtes Interesse an Massen- und Kulturveranstaltungen. Gleichzeitig bevölkern immer mehr Menschen die Städte,
    da das Leben auf dem Land nicht mehr lukrativ ist.
  • Deutsch-französischer Krieg 1870/1871, der die Proklamation des preu-
    ßischen Königs Wilhelm I. zum Kaiser zur Folge hat, sowie die Einigung
    des Reichs.
  • Wilhelminisches Zeitalter 1888-1918, der deutsche Imperialismus und
    seine Kolonialpolitik.
  • Große Durchbrüche in der Naturwissenschaft stellen das christliche
    Weltbild und traditionelle Werte infrage.
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Im Realisimus nach der Revolution von 1848 spalteten sich die Autoren in zwei Lager auf. Das eine Lager folgte dem Leitbild von Goethe, wobei das andere Lager nach den Geschehnissen des 19. Jahrhunderts etwas Neues schaffen wollte. Vorbei waren die Zeiten von Träumereien. Die Realisten wollten eine Literatur kreieren die aktuell ist und das Leben in einer realistischen Neutralität wiedergibt.

Werke des Realismus beinhalteten durchaus stark künstlerische Elemente. Der Erzähler innerhalb eines Werkes nahm die Position eines neutralen und distanzierten Beobachters ein. Der Leser sollte nicht moralisiert werden. Die Distanz des Erzählers und der Wiedergabe der Realität sind Merkmale von epischen Texten (Mehr zur Epik als literarische Gattung).

Detailtreue ist somit eines der höchsten Ideale des Realismus. Es gehörte zum Handwerk von Autoren ausschweifend die Außenwelt und das Innenleben der Figuren wiederzugeben, sodass der Leser diese Umstände in allen Nuancen begreift. Gleichzeitig entstand das Gefühl für subjektive Schönheit: Wo zuvor eine Übereinstimmung in Ästhetik bestand und Schönheitsempfinden als etwas Objektives und erlernbares angesehen wurde, entschied jetzt der Autor darüber was als schön bezeichnet wurde. Zudem wurde vermehrt auf Ironie und Humor zurückgegriffen, um der Gefahr der Langweiligkeit der Realität zu entgehen.

Einer der wichtigsten Vertreter, Theodor Fontane, las an einer Sitzung des Dichterkranzes „Tunnel über der Spree “ zwei Szenen seines einzigen und unvollendet gebliebenen Dramas Karl Stuart vor. Die anderen Mitglieder erkannten in seiner Hauptfigur zu starke Parallelen zu dem damaligen König und warnten ihn davor, dass er unter Umständen ein tendenziöses Stück schreibt, welches nicht im Sinne der Kunst sei.

Durch den wirtschaftlichen Aufstieg vieler Personen der damaligen Zeit entstanden Werke, die genau dieses Bild zeichneten. Menschen aus dem Proletariat werden nun nicht mehr als eine gesamte Gruppe aufgefasst. Stattdessen galten sie als individuellen Figuren, die wie in Wilhelm Raabes Roman Der Hungerpastor durch ihre moralische Beständigkeit trotz allen Widrigkeiten einem Ideal gerecht werden konnten. Allgemein wird das Verhältnis zwischen Gesellschaft und Individuum und die daraus entstehenden Konflikte immer wieder thematisiert.

Unschlüssigkeit herrschte bei der Meinung, ob der Mensch noch einen hohen Wert für die Welt hatte. Das frühere Selbstverständnis als sogenannte „Krone der Schöpfung“ verschwand mit dem Aufkommen neuer wissenschaftlicher Theorien. Durch Massenproduktion verloren auch viele Waren an Bedeutung.

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